Jury

© Nelly Rodriguez

JURY SWISS DANCE DAYS 2024 (von links nach rechts)
Joanna Lesnierowska Kuratorin & visuelle Dramaturgin, Graubünden
Laurence Perez Kuratorin, Marseille/Lausanne/Zürich
Simone Truong Choreografin, Zürich
Laurence Wagner Kuratorin & Leiterin Festival Belluard Bollwerk, Fribourg
Emanuel Rosenberg Choreograf & Festivalleiter, Ticino

Jury Statement

218 Performances
von 174 Compagnien
sowie 5 Jurymitglieder,
die für die Selektion in intensiver Arbeit während 10 Monaten das choreografische Schaffen der letzten 2 Jahre visioniert haben -
eine Selektion, die internationalen Fachleuten präsentiert wird und als Orientierungshilfe im vielfältigen einheimischen Tanzschaffen dient. 

Auf einer solchen Entdeckungsreise stellt sich natürlich die Frage nach einer Karte. Wir sind uns jedoch alle bewusst, dass uns auch eine Kartografie die Qual der Wahl nicht abnehmen kann und Karten selbst eine sowohl ästhetische als auch politische Sprache sprechen. Eine Kartografie muss zudem der Vielfalt der unterschiedlichen Blickwinkel sowie dem von der Choreografie vor Augen geführten Spannungsfeld zwischen privaten und öffentlichen Fragen der verschiedenen spürenden, fühlenden und denkenden Körper Rechnung tragen. Wir haben uns dafür entschieden, beide Aspekte mit äusserster Sorgfalt zu untersuchen und uns auf beide einzulassen – die Werke der Kunstschaffenden und die Realität, auf die sich ihre Arbeit bezieht. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine der spannendsten Eigenschaften von Choreografie in ihrer Fähigkeit besteht, ein Spiegel für die Komplexität der Welt, in der wir leben, zu sein und uns demnach zu einer aktiven (Selbst-)Reflexion zu verleiten.

Im Bewusstsein, dass Choreografie oftmals als Lackmustest für die Stimmungen, Kämpfe, Träume und Wünsche der Menschen dient, laden wir Sie ein, sich mit dem facettenreichen choreografischen Schaffen in der Schweiz zu befassen und zu entdecken, was diese Community in den letzten zwei Jahren bewegt hat und was sie weiterhin bewegt, um zurück, aber auch nach vorne zu blicken und nach Trost zu suchen und mögliche Lösungen aufzuzeigen, um in der Zukunft anzukommen und sie zu verändern. 

Diese Überlegungen haben uns zu einer Selektion geführt, die unsere intimen als auch kollektiven Erfahrungen ausdrückt. Ein Herz, das zerspringt, Körper, die die Komplexität von Beziehungen verdeutlichen. Eine Selektion, die die Zyklen der Zeit und traumatische Geschichten heraufbeschwört und unseren Träumen und Wünschen tänzerischen Ausdruck gibt: innere Dialoge, verblüffende Gegenüberstellungen, Arbeiten, die einander gegenseitig beleuchten. Eine Generationen umspannende Selektion, die die komplexe Vielfalt und die Verstrickungen unserer Zeit wiedergibt. Kollaborationen, (selbst-)kritische und (selbst-)reflektierende Stimmen, Geschichten, die uns zum Lachen und/oder zum Weinen bringen. Kurz: Stoff, der uns bewegt. Wir hoffen, dass er auch andere bewegen wird, indem er sich neue Landschaften und ein neues Publikum erobert.

Mit diesem Wunsch im Herzen kann das, was wir hier mit Ihnen teilen, nicht als starre Landkarte gelesen werden. Betrachten Sie es stattdessen als eine Sammlung von Wegweisern, eine bewegliche Konstellation aus Emotionen, Gesten und Augenblicken. Eine choreografische, performative und partizipatorische Installation, die aus den 15 künstlerischen Statements besteht. Das fünftägige Programm folgt dem Ziel, einen Raum für spannende und anregende Begegnungen mit dem choreografischen Schaffen und Choreografinnen und Choreografen aus der Schweiz bereit zu stellen.

Und last but not least: Wir laden Sie alle ein, zusammen zu kommen und die Idee des «Ensembling» aufzugreifen, zu erweitern und neu zu interpretieren, als Kunstschaffende·r, Zuschauende·r, als Fachperson, Freund·in oder Fremde·r – und gemeinsam nachzudenken, zu handeln und zu träumen.